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    Wer am falschen Ende spart

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    Wer am falschen Ende spart  Empty Wer am falschen Ende spart

    Beitrag  admin Mo Apr 23, 2012 11:19 am

    Die Frühjahrsumfrage des Verbandes der Privaten Bausparkassen e.V. hat ergeben, dass die Deutschen weniger fürs Alter sparen mögen, sondern ihre Überschüsse verstärkt dem Konsum und dem Ansparprozess für die (spätere) Anschaffung von Konsumgütern widmen wollen. Die Altersvorsorge hat gegenüber dem letzten Gutachten im Herbst geradezu horrenden Absturz erlebt: Mehr als 11% der Befragten, hat sich seit der letzten Umfrage vom Vorsorgesparen verabschiedet. Weil gleichzeitig eine wahre Risikoverweigerung zu beobachten ist, sind Konsequenzen unvermeidlich.

    Drum spare, wer kann – doch wer kann schon ...

    Es ist allgemein bekannt, dass das neue deutsche Wirtschaftswunder weitgehend unter Ausschluss der arbeitenden Bevölkerung stattfindet. Viele Menschen sind froh überhaupt irgendeine Form von Beschäftigung zu haben, selbst wenn es sich nur um einen Minijob handelt. Die Mehrheit kann mit den Gehaltssteigerungen vielleicht die ausgewiesene Teuerung ausgleichen, nicht jedoch die tatsächliche Steigerung der Lebenshaltungskosten, welche nicht nur durch inflationäre Tendenzen, sondern auch durch steuerliche Mehrbelastungen, höhere Gebühren, Abgaben und Kostenbeteiligungen geprägt wird. Nur eine Minderheit der Leute erfreut sich einer Einkommenssteigerung, welche in vermehrtes Sparen tatsächlich zulässt.

    Doch Wohlstandsgewinnbeteiligung hin oder her, Tatsache ist, dass die Versorgungslücken im Alter immer deutlicher werden und es eigentlich ein Zeichen der Zeit wäre, sich vermehrt um dieses zutiefst private Problem zu kümmern. Es sei denn, die Betroffenen haben das Gefühl mit allen Bemühungen niemals auf das Level der Grundsicherung zu kommen. Dann macht aus wirtschaftlicher Sicht ein privates Sparen ökonomisch tatsächlich keinen Sinn.

    Wohlstand ins Alter retten

    Nun dürfte allerdings allen bekannt sein, dass ein Leben auf dem Niveau von Hartz IV kein Zuckerschlecken ist – auch wenn damit das Überleben grundsätzlich gesichert ist. Konsumverzicht, zumal er in vielen Fällen ohne wirklichen Trennungsschmerz einher gehen dürfte, macht also durchaus Sinn, wenn mit dem Ersparten ein Plus an Lebensqualität im Alter einhergeht. Dieses Wissen scheint sich entweder noch nicht wirklich durchgesetzt zu haben. Vielleicht geben sich diese 11% der (zusätzlichen) Vorsorgeverweigerer aber einfach nur bewusst ihrem Schicksal hin …

    Nun gäbe es noch eine Alternative zu vermehrten Sparbemühungen, welche grundsätzlich keine Zusatzaufwendungen bringen und langfristig ebenfalls geeignet wären, die vorhandenen Lücken ganz oder teilweise zu schließen: mehr Rendite bei der gewählten Anlageform.

    Fehlende Risikoneigung wird zum Risikofaktor

    Leider beobachten wir aber auch hier eine hartnäckige Verweigerungshaltung weiter Teile der Bevölkerung, welche ängstlich wie ein Kaninchen vor dem Fuchs jedes Risiko meidet. Nur bedeutet das in der aktuellen Marktlage – und es ist nicht absehbar, wann sich dieser Zustand ändert – dass man unter dem Strich keine, in den allermeisten Fällen sogar eine negative Realwertentwicklung in Kauf nimmt. Das tragische an der ganzen Sache ist, dass mit diesem passiven Anlageverhalten nicht nur ein Verlust verbunden ist, sondern in vielen Fällen auch ein unkalkulierbares Risiko, da wir „Sicherheit“ heute in einem ganz anderen Licht sehen müssen. Aber auch hier hinkt der deutsche Sparer weit hinter der Realität her.

    Richtig beraten lassen – als Alternative zu verraten und verkauft

    Dabei gibt es eine ganze Reihe von guten Anlagealternativen zum Sparbuch (52%!) und Girokonto (38%) um sein Vermögen mit akzeptablem Risiko real zu vermehren. Diese zu erkennen bedürfte allerdings der Bereitschaft sich richtig beraten zu lassen, statt sich scheinbar „kostenlos“ Bausparverträge (35%), Lebensversicherungen (34%) oder kurzfristige Geldanlagen (31%) andrehen zu lassen. Nur, der Deutsche neigt bekanntlich dazu sprichwörtlich am falschen Ende zu sparen, verzichtet deshalb auf eine unabhängige Honorarberatung und verabschiedet sich damit auch auf von der Möglichkeit, sein Vermögen mit einer angemessenen Rendite gegen die Folgen von Steuerlast, Inflation, Kosten und Kursrisiko zu schützen.
    Die Kombination von Konsumrausch, Angsthasenkapitalismus und falschem Geiz führt in vielen Fällen schnurgerade in die Altersarmut. Wer sich heute diesen Realitäten verschliesst und sich kompromisslos (kein Konsumverzicht, keine Risikobereitschaft, keine Beratung) gibt, darf sich später nicht über Hartz IV für Rentner wundern.

    Daniel S. Batt
    Finanzplaner mit eidg. FA (FH)
    www.vorsorgeportal.org

    Daniel S. Batt studierte Finanzplanung an der FH Baden (Schweiz) und ist einer der allerersten staatlich anerkannten Finanzplaner der Schweiz. Ab 1993 hat er als Berater für diverse renommierte Banken und Versicherungsgesellschaften in der Schweiz und Deutschland gearbeitet, bevor er sich selbstständig gemacht hat. Heute arbeitet und lebt er in München.

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